André und Christian im Gespräch

Seit dieser Woche ist Christian Ziegler neu Geschäftsführer von allani. Er und André Glauser haben sich vor der Übergabe zu einem Gespräch getroffen.

19.08.2025 Ana Guggisberg
André und Christian im Gespräch
Fortschritte

Im Gespräch mit Christian und André wird schnell klar: Die beiden verstehen sich nicht nur gut, sie ticken auch in vielem erstaunlich ähnlich. Schon im Frühling standen sie gemeinsam vor der Kamera und gaben einen ersten Einblick, wie sie arbeiten und denken. Jetzt, kurz vor dem Wechsel, haben sie noch einmal offen darüber gesprochen, was sie aneinander schätzen, was sie voneinander gelernt haben und wohin sie allani in Zukunft führen wollen. 

«Wir beide haben eine Leidenschaft für die Zeit, die wir lebend verbringen dürfen.»

Christian und André im Interview: 

Zum Start wollen wir nicht gleich mit den grossen Zukunftsfragen einsteigen, sondern mit einer ganz praktischen Situation aus dem allani-Alltag: Was, wenn unsere Kaffeemaschine den Geist aufgibt? Wer von euch würde dann selbst zum Werkzeug greifen?

Christian: Reinigung kein Problem, aber Reparatur…  

André: Keine Sorge, ich habe den direkten Draht zur Firma Rex-Royal: Den Kontakt lasse ich dir auf jeden Fall noch zukommen. (lacht)  

Ihr plant zusammen einen Besuch im Kinderhospiz Sternenbrücke in Hamburg: Wer plant mehr im Voraus, wer ist spontan und wer packt seinen Koffer kürzer vor der Abreise? 

André: Ich plane, packe aber spät.  

Christian: Geht mir genau gleich! Packen geht schnell, das zögere ich immer raus, aber planen tue ich gerne schon viel vorher. Ich bin aber immer offen für spontane Ideen. Ich habe gerne einen Plan, werfe ihn aber auch genauso gerne wieder über Bord.  

André: Wir ticken offenbar wirklich ziemlich gleich. Das würde ich nämlich so unterschreiben.

Und wenn wir schon beim Reisen sind: Wer würde den Weg ohne Navi oder Handy am ehesten wieder zurückfinden?  

Christian: Ich bin schon einmal per Anhalter quer durch Deutschland gereist. Also meinen Weg würde ich auf jeden Fall finden, aber ob ich schneller wäre, ist eine andere Frage.  

André: Ich verfüge über einen guten Orientierungssinn. Ich bin mit 16 Jahren – damals noch ohne Handy und nur mit Karte – mit dem Töffli von Thörishaus bis kurz vor die spanische Grenze gefahren. Heute schätze ich Google Maps aber trotzdem sehr.

Genug Alltagsfragen, kommen wir zu den grossen Themen. André, wofür warst du der Richtige bei allani?

André: Wofür ich der Richtige war, möchte ich andere beurteilen lassen. Was ich sagen kann, ist, wo ich etwas bewegen konnte. Allani hat eine enorm wertvolle und lange Geschichte voller Menschen, die mit viel Zeit und Herzblut das Fundament gelegt haben. Dann sind Leute dazugekommen, die dieses Herzensprojekt weiter in den Betrieb geführt haben. Meine Erfahrung als Geschäftsführer von KMUs und Startups und im Fundraising hat mir dabei sehr geholfen. Ich bin so etwas wie ein Zehnkämpfer, ein Allrounder, der gerne an vielen Ecken mit anpackt und etwas bewirkt. Das konnte ich bei allani einbringen.  

Und wofür braucht es jetzt Christian?

André: Wir sind ein Jahr in Betrieb. Nun geht es darum, das bisher Erarbeitete weiterzuentwickeln, zu konsolidieren und zu optimieren. Mit 63 Jahren hätte ich das noch anstossen, aber nicht mehr vollenden können. Ich habe Christian im Stiftungsrat als Mensch erlebt, der anpackt, mit Elan an Projekte herangeht, ein grosses Fachwissen hat und ein Herz voller Empathie. Darum ist er die richtige Person. Sein Blickwinkel und diese neue Perspektive bringen eine Institution wie allani weiter.  

Letztes Mal habe ich euch gefragt, inwiefern ihr euch ähnlich seid. Heute frage ich euch: Worin unterscheidet ihr euch? 

Christian: Das ist eine wirklich schwierige Frage. Wie wir vorhin wieder festgestellt haben, ticken wir in vielen Dingen sehr ähnlich. Und je mehr wir miteinander zu tun haben, desto mehr entdecken wir diese Parallelen. 

André: Ich wage male eine Vermutung: Du bist jemand, der sich gerne tief in ein Thema einliest und es erst dann loslässt, wenn es für dich abgeschlossen ist. Vielleicht sogar ein bisschen perfektionistisch… so wie ich! (schmunzelt) Manchmal kann Perfektionismus ja auch dazu führen, dass man diesen als Erwartung auf das Gegenüber ausstrahlt. Auch wenn das gar nicht so beabsichtigt ist. 

Christian: Du hast völlig recht, den Perfektionismus habe ich definitiv. Aber ich glaube, ich habe ihn inzwischen ganz gut im Griff. (lacht)

André: Also ja, Unterschiede gibt es sicher. Wir stecken nur immer noch bei den Gemeinsamkeiten fest! 

Was habt ihr jetzt in den Gesprächen für die Übergabe übereinander gelernt?

Christian: Wir haben jetzt auch in der Vorbereitung viele unglaublich ehrliche und offene Gespräche geführt. Wir haben festgestellt, dass wir eine ähnliche Perspektive haben auf ganz unterschiedliche Dinge, sei es allani oder Leistungssport. Beides Dinge, für die wir eine Leidenschaft teilen.

André: Es gibt Menschen, bei denen macht es einfach Klick. Und so ging es mir bei Christian. Ich wage zu sagen: Wir haben’s einfach gut zusammen. Noch bevor wir uns richtig kannten und jetzt umso mehr.

Christian, was an deinem Amt als Stiftungsrat hat deinen Wunsch geweckt, dich noch mehr und intensiver für allani zu engagieren?  

Christian: Erst einmal war es für mich persönlich unglaublich toll, mich als Stiftungsrat für allani engagieren zu dürfen. Ich habe die Palliative Care vor 6-7 Jahren über ein anderes Projekt kennengelernt und jetzt bei allani ganz nah und real erlebt. Diese Arbeit hat mich zutiefst berührt und in mir die Frage geweckt: Wie kann ich mich weiter engagieren, einbringen und allani unterstützen? Als du, André, dann gesagt hast, dass du das Amt spätestens per Ende Jahr abgibst, war es so wie: Das ist die Antwort. Ob man jetzt an Schicksal oder Zufall glaubt, das waren auf jeden Fall einige Puzzleteile, die da zusammengefallen sind. Ich wurde mit Herzenswärme und offenen Armen willkommen geheissen, im Stiftungsrat, überall im Haus, wenn ich Mitarbeitenden begegnet bin. Das ist eine ganz besondere Atmosphäre. Ich habe das Gefühl, angekommen zu sein.  

André, worauf freust du dich in deiner neuen Rolle als Stiftungsrat besonders und gibt es etwas, das du aus einer anderen Perspektive einbringen kannst als bisher als Geschäftsführer?

André: Darauf bin ich sehr gespannt. Ich war bereits Verwaltungsrat in einem Unternehmen und kenne insofern diese Rolle auf der strategischen Ebene. Jetzt wechsle ich bei allani von der operativen Verantwortung in diese strategische Perspektive. Das ist ein spannender Schritt. Als Geschäftsführer habe ich mir manchmal die Freiheit genommen, pragmatisch zu entschieden, ohne mich jedes Mal mit dem Stiftungsrat abzustimmen. Genau diese Freiheit möchte ich auch Christian geben, weil ich weiss, dass er mit seiner Erfahrung und einem feinen «Gspüri» sehr gut einschätzen kann, bis wo er autonom handeln kann.

Christian: Da muss man sich auch vor Augen halten, dass der Stiftungsrat von allani in der Projektphase sehr operativ tätig war. Als Gremium wird er jetzt seine Rolle als strategische Entscheidungsträger immer mehr finden, um die Pfeiler zu setzen, innerhalb derer das operative Management sich frei bewegen kann. Unser Rollenwechsel trägt sicher dazu bei, dieses gegenseitige Verständnis weiter zu vertiefen.  

Christian, du hast ja jetzt noch Ferien mit der Familie gemacht: Hast du komplett abgeschaltet oder was für Gedanken sind dir zu deiner bevorstehenden Aufgabe durch den Kopf?

Christian: Naja, mit richtig abschalten und entspannen war leider nichts, da es in Ungarn, wo unser Ferienhaus steht, einen heftigen Sturm gab, der unser Terrassendach abgedeckt hat. In den Momenten, in denen ich aber zur Ruhe kam, kreisten meine Gedanken natürlich immer wieder um meinen Start bei allani. Es gibt unglaublich viele Themen – gerade fachlich – in die ich mich einarbeiten möchte und werde. Welche das genau sind und welche allani am meisten weiterbringen, das wird sich dann auch fortlaufend ergeben. Darauf freue ich mich.

André, welches Feedback von Familien, Mitarbeitenden oder Personen aus dem Netzwerk ist dir besonders geblieben, dass du es Christian für die Zukunft mitgeben möchtest?

André: Da gäbe es sehr, sehr viele. Die Menschen in und rund um allani beeindrucken mich immer wieder aufs Neue: Unsere Mitarbeitenden, die aus einer intrinsischen Motivation heraus jeden Tag so viel leisten, an ihre Arbeit glauben und mit Herz und Kompetenz für die Familien da sind. Und natürlich die Familien selbst: Zu sehen, was sie stemmen, wie sie an kleinen alltäglichen Dingen grosse Freude finden und bei uns die Unterstützung erhalten, die sie verdienen, ist unheimlich schön. Während der Fussball-EM diesen Sommer habe ich von einem Freund zehn Tickets für ein Spiel erhalten und konnte zwei Familien zu diesem Spiel einladen, während sie ihr Kind sicher und geborgen bei uns wussten. Kein akribisches Organisieren von Spitex oder Angehörigen, die hüten, und die konstante Sorge, ob alles okay ist, sondern einfach ein spontaner Entscheid, diesen Match sehen zu können. Das ermöglichen zu können, ist wunderschön. Das kann ich dir, Christian, erzählen, aber du wirst es auch bald tagtäglich erleben.  

Christian und André

Blicken wir in die Zukunft: Was sind die nächsten Schritte für allani? Wie und wo soll und wird sich allani besonders weiterentwickeln?  

Christian: Es gibt zwei zentrale Punkte: Das Eine ist, die Prozesse zu festigen und so zu gestalten, dass es für die Familien sowie für die Mitarbeitenden stimmt. Das andere ist das Angebot. Das muss so weiterentwickelt werden, dass es auf die Bedürfnisse der Familien abgestimmt ist und auch jederzeit darauf eingehen kann. Es bestehen und entstehen auch immer neue Ideen, wie das Angebot erweitert werden könnte. Diese Festigung und Weiterentwicklung sollen jetzt im Fokus stehen.

André: Ich möchte mich Christian anschliessen: Allani soll sich weiterentwickeln und gleichzeitig auch immer wieder bewusst innehalten, um das, was bereits gut funktioniert zu festigen, bevor das Nächste angegangen wird. Ein Beispiel: In Deutschland kommen 80% der Eltern mit ihren kranken Kindern und Jugendlichen ins Kinderhospiz, bei uns sind es 30%. Das konnten wir im Voraus unmöglich wissen, und wir wissen auch jetzt nicht, ob das eine Momentaufnahme, oder die Regel ist. Dafür brauchen wir mehr Erfahrungswerte in den nächsten drei Jahren. Denn das sind erhebliche Faktoren, die Einfluss nehmen auf die Stellenprozente in der Pflege: Es ist bedeutend aufwändiger, ein Kind ohne die Eltern zu betreuen. Es gibt ganz viele weitere solche Aspekte, die man überprüfen und justieren muss. Das braucht Fingerspitzengefühl und Weitsichtigkeit.   

Auf welche Frage rund um allani möchtet ihr in einem Jahr eine Antwort gefunden haben?

Christian: Eine Antwort, die ich gerne schon morgen hätte, aber vielleicht auch in einem Jahr noch nicht habe, ist: Wie können wir die Leistung, die unsere Mitarbeitenden erbringen, nachhaltig finanziell absichern. Vermutlich ist das auch in einem Jahr noch nicht in trockenen Tüchern, aber für mich ist das die primäre Frage. Nicht, weil das Geld das Wichtigste ist, aber weil das Geld möglich macht, was uns wichtig ist. Wir haben im Moment das Glück, dass es ganz viele Menschen und Organisationen gibt, die uns unterstützen, aber das ist keine Selbstverständlichkeit.

André: Da knüpfe ich direkt an. Ich habe mich als Geschäftsführer oft – und aus meiner Sicht zu Recht – kritisch und klar gegenüber der Politik geäussert. Ich möchte nun die Gelegenheit nutzen, um wertzuschätzen, wo wir heute in diesem Prozess stehen und wie weit wir gekommen sind. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) hat uns eingeladen, bei ihrem Hospiz-Pilotprojekt mitzumachen, bei welchem wir während drei Jahren Daten sammeln, die sie dann auswerten. Ich spüre ein ehrliches Interesse an und ein Wohlwollen gegenüber unserer Arbeit, was sehr wertvoll ist. Darauf müssen wir aufbauen. Der Druck, jedes Jahr so hohe Beträge an Spenden einholen zu müssen, wiegt unglaublich schwer. Deshalb steht für mich fest: Hospize müssen gesetzlich verankert werden, damit eine nachhaltige Finanzierung möglich ist.

Christian: Was ich auch gerne wissen möchte, ist, wie das Angebot langfristig aussehen soll. Die allani-Vision weiterdenken, von dem, was wir jetzt in den Betrieb gebracht haben, dazu, wie der Betrieb in zehn Jahren aussehen soll. Das muss dann überhaupt nicht in Stein gemeisselt sein und darf sich immer noch verändern, aber es vereint das ganze Team, die Mitarbeitenden und gibt auch den betroffenen Familien und dem Netzwerk eine Vorstellung und einen Rahmen. Dafür braucht es ganz viel Austausch und viele Gespräche, um alle Bedürfnisse und Ideen zusammentragen zu können.

André, wie geht es bei dir weiter?  

André: Als erstes liegt mein Fokus auf dieser Übergabe und dem Wechsel in den Stiftungsrat. Auf diese ehrenamtliche Tätigkeit und das weitere Engagement für allani freue ich mich extrem. Ich werde sehr viel gefragt: Aber was machst du nachher? Ich weiss, ehrlich gesagt, noch nicht, wo es mich hinführt und was alles entstehen kann, aber ich weiss, dass ich noch ein paar Jahre weiterarbeiten möchte, einfach nicht in diesem Takt und nicht mehr in einer Gesamtverantwortung. Das habe ich dreissig Jahre lang gemacht. Mein Motto lautet: Es kommt, wie’s kommt und es kommt gut. Praktisch alles, was ich beruflich unternommen habe, hat sich ergeben, teils durch Zufall oder durch eine höhere Macht. Das war auch mit allani so – und es ist das Schönste, was mir passiert ist.   

 

Der Wechsel in der Geschäftsführung bei allani ist kein Bruch, sondern ein fliessender Übergang, getragen von Vertrauen, Respekt und einer gemeinsamen Vision. André bleibt als Stiftungsrat eng verbunden, Christian übernimmt mit frischem Elan und viel Herz. So beginnt ein neues Kapitel, das auf dem aufbaut, was in den letzten neun Jahren gewachsen ist – mit demselben Ziel wie immer: für die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien da zu sein.

Wollen Sie allani unterstützen?

Christian und André haben im Gespräch über die nächsten Schritte für allani gesprochen. Mit Ihrer Spende helfen Sie mit, dass wir diese gehen und allani weiterentwickeln können. Herzlichen Dank!

Eine Therapiestunde

ab CHF 120.-

Einfühlsame Berührungen, sanfte Bewegung, beruhigende Klänge – therapeutische Angebote wie Physio-, Ergo- und Musiktherapie schenken Kindern im allani-Haus Momente der Entspannung und Geborgenheit. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie – je nach Therapie – ca. 30 Minuten gezielte Therapie, die Schmerzen lindert, Entspannung bringt und den Alltag der Kinder bereichert.

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Erlebnisse für Geschwisterkinder

ab CHF 60.-

Während Eltern viel Zeit mit der Pflege ihres erkrankten Kindes verbringen, stehen Geschwister oft im Hintergrund. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie ihnen einen abenteuerlichen Nachmittag voller unbeschwerter Momente – sei es ein Lama-Spaziergang, Ponyreiten, kreatives Basteln oder ein Tag im Papiliorama.

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Politische Fortschritte

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Kinderhospize brauchen eine gesetzlich geregelte Finanzierung. Ihre Spende unterstützt unseren gezielten Einsatz für politische Fortschritte – damit allani und andere Kinderhospize langfristig gesichert sind.

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